Ein wichtiger Teil des Projekts Zukunftsquelle ist ein zweiter Standort für die Wasserentnahme. Ein Seewasserwerk benötigt Platz für die verschiedenen Anlagen. Große Teile des nördlichen Überlinger Sees bieten nur einen sehr schmalen Uferstreifen, der keine weitere Bebauung zulässt. Im Bereich Pfaffental dagegen ist ausreichend Platz für die erforderlichen Anlagen vorhanden. Das Pfaffental erfüllt auch die sonstigen geforderten Standortkriterien: Nicht zu weit vom Sipplinger Berg gelegen, aber aus Sicherheitsgründen weit genug vom bereits bestehenden Werk am Standort Süßenmühle entfernt. Die neue Anlage grenzt nicht direkt an bewohnte Areale und die umliegende Fläche kann als Wasserschutzgebiet ausgewiesen werden. Die Strömungsverhältnisse im See sind ebenfalls günstig.

Bodensee Städteübersicht

Um einen geeigneten Verlauf für die Druckleitung zu finden, haben wir zunächst verschiedene Alternativen im Pfaffental für den Standort des Wasserwerks, Leitungstrassen, Entnahmeleitungen und der Stromzuführung gesucht. Daraus ergaben sich 13 mögliche Alternativen. Diese haben wir einer Detailbetrachtung unterzogen und umfassend bewertet und geprüft. Kriterien dafür waren: Planungsziel / Technik / Baubarkeit, Wirtschaftlichkeit, Umweltbelange, Raumordnung, Rechte Dritter. Die Variantenprüfung ergab eine Vorzugsvariante, die in der nächsten Projektphase, der Entwurfsplanung, weitergeplant wird. Die Variante hat eine höchstmögliche Umweltverträglichkeit, einen im Vergleich geringeren Eingriff in Rechte Dritter sowie eine höhere Flexibilität und Sicherheit für Bau und Betrieb. 

Eine detaillierte Darstellung der geprüften Alternativen und Varianten findet sich im Scoping-Papier, welches im Rahmen des Umweltverträglichkeitsvorprüfung erstellt wurde. Sie können das Dokument auf der Website des Regierungspräsidiums Tübingen einsehen: https://rp.baden-wuerttemberg.de/rpt/abteilungen/abteilung-5/planfeststellung-uvp/bwv-teilprojekt-wassertransportleitung/

Von den geplanten Aufbereitungsgebäuden wird das Wasser in die bestehenden Anlagen auf dem Sipplinger Berg gepumpt. Die am Standort Süßenmühle geplanten neuen Anlagen nutzen dafür die bestehende Transportleitung. Das am Standort „Pfaffental“ aufbereitete Wasser soll mittels zweier Transportleitungen (nach aktuellem Stand 2 × DN 1400 mm) auf den Sipplinger Berg transportiert werden. Diese werden vorzugsweise innerhalb eines begehbaren Tunnelbauwerkes geführt. 

Der Tunnel für die Druckleitung muss mit einer Tunnelbohrmaschine gebaut werden. Aufgrund der schwierigen geologischen und hydrogeologischen Verhältnisse wurde trotz der höheren Kosten dem Vortrieb von oben nach unten mittels Tunnelbohrmaschine den Vorzug gegeben. Dies ermöglicht zudem einen Abtransport von Aushubmaterial über den Sipplinger Berg beziehungsweise die Bundesstraße 31. Damit kann der Verkehr am See durch die Gemeinden Sipplingen und Bodmann-Ludwigshafen geschont werden. 

 

 

 

Ihre Fragen und Anregungen (5)

  • Fragenarchiv

    • 17 November 2022 um 11:56
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    Wofür Zwischenbauwerk und Kupplungsbauwerk im neuen Projekt?
    (Frage Privatperson im Rahmen des Informationsmarkts Zukunftsquelle, Juli 2020. Diese Frage kam im Rahmen der bereits stattgefundenen Frühen Öffentlichkeitsbeteiligung auf und wurde durch das Team Zukunftsquelle hier eingestellt.)

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    • Team Zukunftsquelle

      • 17 November 2022 um 12:30
      • #

      Im weiteren Planungsverlauf hat sich gezeigt, dass ein ursprünglich geplantes Zwischenbauwerk auf etwa halber Tunnelstrecke nicht erforderlich ist. Am Ende des Tunnels liegt das sogenannte Tunnelportal, von wo aus die Leitungen erdverlegt bis zum Sipplinger Berg geführt werden. Dort befindet sich das "Kupplungsbauwerk" als Knotenpunkt, in dem das Wasser aus den Seewasserwerken Pfaffental und Süßenmühle zwischen den beiden Quellbauwerken ausgetauscht werden kann.

      antworten

  • Andreas

    • 13 Januar 2023 um 17:24
    • #

    Ich habe große Bedenken zur neu geplanten Wasser-Entnahmestelle im Bereich Pfaffental hinsichtlich der Wasserqualität. Die Standorte der Entnahmebauwerke am Seegrund liegen m.E. nach viel zu nah am See-End. Ich wohne seit vielen Jahren in Bodman mit guter Sicht über den See vom See-End (Mündung Stockacher Aach) bis Sipplingen und sehe auch die gelbe Messboje für den geplanten Neubau. Folgende 2 Punkte möchte ich ausführen: 1. Die geplante Entnahmestelle liegt nur ca. 2,5km von der Mündung der Stockacher Aach entfernt. Die dortige Kläranlage kann weder Medikamentenrückstände noch chemisch belastetes Abwasser in nennenswerter Weise zurückhalten. Im Gegensatz zu den bisherigen Entnahmestellen die mehrere km weiter vom See-End entfernt liegen, wird man also einen wesentlich höheren Anteil dieses noch nicht auf natürliche Weise gereinigten und verdünnten Wasser der Stockacher Aach ansaugen. Das bisher im See entnommene Wasser ist bekanntlich überwiegend sehr altes Rhein-Wasser, das sich über viele Jahre - am Seegrund entlangkriechend - auf natürliche Weise reinigen konnte. Den Schmutzwassereintrag der Stockacher Aach kann ich besonders bei starken Regenereignissen sogar auf der Wasseroberfläche beobachten – er reicht bis in den Bereich der Messboje (bzw. der geplanten Entnahmestelle) und darüber hinaus. Zusätzlich werden bei der neuen Entnahmestelle also auch wesentlich mehr Schwebstoffe absinken, als man das bei den alten Entnahmestellen bzw. im Bereich Süßenmühle haben wird. Das wird den Filtrieraufwand und den damit verbundenen Energieaufwand erheblich erhöhen und sich natürlich dann auch auf die Trinkwasserkosten auswirken. 2. Ein weiterer Eintrag von chemisch belasteten Regenwasser kommt von den See-Gemeinden. Bodman leitet Regenwasser von Dächern und Straßen direkt in den See. Vermutlich ist das auch bei Ludwigshafen, Sipplingen u. Wallhausen so – sie alle liegen in der Nähe der geplanten Entnahmestelle.
    Wegen des feuchteren Herbst-/Winter-Klimas am See verwenden fast alle Häuser Biozide in den Fassadenfarben, die bei jedem Regen ausgewaschen werden und wenige Minuten später ungeklärt im See landen. Dazu kommen noch Gifte aus Flachdachabdichtungen, UV-Stabilisatoren u. Weichmacher als Kunststoff-Zusätze aller erdenklicher Baustoffe und von den Fahrzeugen auf den Straßen. Auch Reifen- u. Bremsbelag-Abrieb landen so direkt im See.
    Nun mag man sagen, das war ja auch bisher so und hat die Trinkwasserqualität nicht merklich beeinträchtigt. Der entscheidende Unterschied liegt aber darin, dass diese Belastungen bisher größtenteils erst nach vielen Jahren und in sehr verdünnter Form zu den Entnahmetürmen gelangt sind. Bei der neuen Entnahmestelle so nah am See-End wird dies nicht mehr im ausreichenden Maße der Fall sein können. Aufgrund der Temperaturschichtung wird das kalte alte und natürlich gereinigte Rhein-Wasser am Seegrund entlang nicht den ganzen Überlinger See entlang bis fast zum See-End „hinaufklettern“ (Die Seetiefe nimmt von über 200 m auf weniger als die Hälfte ab – in der Seemitte vor der Entnahmestelle). Aufgrund der o.g. Punkte kann ich die Planer nur ersuchen die Entnahmestelle Pfaffental durch verlängerte Rohre im See weiter entfernt vom See-End zu platzieren oder ggf. auf die Entnahmestelle Pfaffental zu verzichten, zugunsten einer weiteren Entnahmestelle im Bereich Süßenmühle.

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    • Team Zukunftsquelle

      • 26 Januar 2023 um 10:23
      • #

      Sehr geehrte*r Nutzer*in,
      1.1 Spurenstoffe aus Kläranlage: Es ist richtig, dass die Entnahme im Pfaffental näher dem Zufluss der Stockacher Ach liegt als die Entnahme in Süßenmühle bei Sipplingen. Die Entnahme findet in 60 m Wassertiefe statt. In den Zeiten, in denen sich oberflächennah ein wärmerer Wasserkörper ausbildet als in 60 m Tiefe ist der See geschichtet und es findet praktisch kein Austausch zwischen dem Epilimnion (oberflächiges warmes Wasser) und dem Tiefenwasser im Hypolimnion statt. Dies ist zwischen Ende März und Mitte November der Fall. In diesen Zeiten weist das Wasser der Stockacher Ach ähnliche Temperaturen wie das Epilimnion im Bodensee auf. Das Flusswasser schichtet sich dann entweder in das Epilimnion oder in die so genannte Sprungschicht zwischen warmen und kaltem Wasser ein. Diese Sprungschicht liegt im Frühjahr bei 7 bis 10 m und sinkt bis in den Herbst in 20 bis 25 m Tiefe ab. Das Wasser der Stockacher Ach fließt in diesen Zeiten nicht der Entnahme zu. Im Winter, also zwischen Mitte November und März wird das Wasser der Stockacher Ach über die gesamte Wassersäule vermischt, da keine Temperaturschichtung vorliegt. Analysen der Strömung mit Hilfe des Modells der LUBW (bodenseeonline.de) zeigen, dass sich das Flusswasser aus der Stockacher Ach meist am südlichen Ufer des Überlinger Sees bewegt. Verdünnungsrechnungen mit dem Modell haben gezeigt, dass sich das Wasser der Stockacher Ach bis zur Entnahmestelle im Pfaffental um den Faktor 10.000 verdünnt. Berücksichtigt man die zusätzliche Verdünnung des geklärten Abwassers mit dem Wasser der Stockacher Ach, so ergeben sich so hohe Verdünnungsraten, dass die Spurenstoffe weit unterhalb der Nachweisgrenze liegen.
      1.2 Altes Rheinwasser: Aus der Zuflussbilanz des Bodensees ergibt sich, dass das Bodenseewasser einen Anteil von 67 % Alpenrheinwasser hat. Dies ist eine rechnerische Größe, die differenziert für einzelne Seeteile und Seetiefen zu analysieren ist. Wichtig ist dabei das Schichtungsverhalten des Bodensees und die Einschichtung von Flusswasser, wie oben beschrieben. Während geschichteter Verhältnisse schichtet sich das Rheinwasser in die Sprungschicht ein und strömt damit oberflächennah zwischen 10 und 25 m durch den Bodensee. Nach den Strömungssimulationen im Seemodell ist die Hauptströmung des Alpenrheinwasser in der nördlichen Bodenseehälfte und nur ein Teil dieses Wassers gelangt in den Überlinger See. Bei größeren Hochwässern kann es zu sogenannten Underflows kommen, die dazu führen, dass das schwebstoffbeladene Flusswasser an der Seesohle abgleitet und nur bei extremen Hochwassern wie im August 2005 kann dieser Underflow bis zur tiefsten Stelle im Bodensee reichen. Wegen der Mainauschwelle ist ein direkter Zustrom auch bei extremsten Hochwassern in den Überlinger See nicht möglich. In den Wintermonaten ist die Schichtung zumindest bis in die Entnahmetiefe in jedem Jahr aufgehoben. Auf Grund der Herbst-,Winter und Frühjahrsstürme kommt es zu einer guten Vermischung des ungeschichteten Bodenseewassers auch bis in 60 m Tiefe. Aus diesem Grund ist nicht ausschließlich „Altes Rheinwasser“ in großer Tiefe zu finden. Auf Grund der o.g. Strömungs- und Schichtungsprozesse ist der Anteil an Rheinwasser in 60 m Tiefe im Überlinger See etwas kleiner als im Hauptbecken bzw. nach der überschlägigen Zuflussbilanz. Deutliche Unterschiede gibt es zwischen der Entnahme in der Süßenmühle und der geplanten Entnahme im Pfaffental nicht.
      1.3 Schwebstoffe aus Stockacher Ach: Bei Hochwasser führt die Stockacher Ach Schwebstoffe mit sich und es bildet sich eine trübe Flusswasserfahne aus, wie Sie beobachtet haben. Diese Flusswasserfahne lässt sich deshalb beobachten, da sich das trübe Flusswasser oberflächennah einschichtet. Es handelt sich um sehr feine Schwebstoffe, die mit dem Flusswasser transportiert werden und deshalb nur langsam absinken. Hochwasserereignisse sind kurze Zeiträume von wenigen Stunden in denen dann erhöhte Schwebstofffrachten in den Bodensee gelangen. Die Aufbereitung wird diese geringen Trübungserhöhungen der kurzen Zeiträume problemlos bewältigen können. Gravierender sind diese Effekte an den Seewasserwerken, die im Einflussbereich des Alpenrheins liegen. In Lindau beispielsweise ist eine um den Faktor 100 bis 1000 größerer Schwebstoffeinfluss bei Hochwasser des Alpenrheins vorhanden, der gut von der Aufbereitung bewältigt werden kann.
      2.1 Belastetes Regenwasser der See-Gemeinden: Es ist richtig, dass belastetes Regenwasser durch Regenüberlaufbecken in den Bodensee gelangen kann. Allerdings zeigt das langjährige Monitoring durch die Internationale Gewässerschutzkommission des Bodensees bislang keine Handlungsbedarf. Mit dieser kontinuierlichen Überwachung und den Vorgaben der IGKB nach der Bodenseerichtlinie ist ein vorsorgender Gewässerschutz auch im Sinne der Trinkwassergewinnung gegeben: Das Bodenseewasser und die Sedimente dürfen keine schädlichen Stoffe in Konzentrationen enthalten, die die Lebensgemeinschaften im See negativ beeinträchtigen. Wegen seiner Bedeutung für die Trinkwasserversorgung ist der Bodensee vor anthropogenen Einflüssen so zu schützen, dass es mit naturnahen Aufbereitungsverfahren möglich ist, ein mikrobiell und physikalisch/chemisch einwandfreies Trinkwasser zu gewinnen. (siehe Allgemeine Anforderungen/Grundsätze/Ziele der Bodenseerichtlinie 2005) Einen Unterschied zwischen der Entnahme in der Süßenmühle und dem geplanten Entnahmestandort gibt es bei der langfristigen Entwicklung der Wasserqualität nicht. Diese befindet sich nach dem IGKB-Monitoring und dem Monitoring der BWV in dauerhaft sehr gutem Zustand.
      2.2 Kaltes und altes Rheinwasser am Seegrund: Wie bereits unter 1.2 ausgeführt befindet sich in großer Tiefe nicht ausschließlich Rheinwasser, sondern dieses Tiefenwasser besteht nach der Vollzirkulation aus allen Zuflussanteilen. Das Alter des Tiefenwassers wird von der Möglichkeit einer Vollzirkulation bestimmt. Richtig ist, dass mit der bereits begonnen Klimaänderung und den damit verbundenen wärmeren Wintern die Vollzirkulation häufiger ausbleiben wird und damit das Tiefenwasser seltener ausgetauscht wird, so dass es rechnerisch älter wird. Dies betrifft allerdings die Seeteile deutlich unter 100 m Seetiefe. In der Entnahmetiefe von 60 m Tiefe ist keine signifikante Änderung des Wasseraltzers zu erwarten. Auch gibt es keine Unterschiede zwischen dem Standort Süßenmühle und Pfaffental, da sich die großräumigen Zirkulationsprozesse lokal nicht auswirken.
      Mit freundlichen Grüßen,
      Team Zukunftsquelle

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  • Team Zukunftsquelle

    • 16 Januar 2023 um 09:35
    • #

    Sehr geehrte*r Nutzer*in, vielen Dank für Ihren Kommentar. Wir werden Ihr Anliegen weiterleiten und uns wieder bei Ihnen melden, sobald wir eine Antwort erhalten haben. Mit freundlichen Grüßen,
    Team Zukunftsquelle

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